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«Schweizerdeutsch ist unsere Herzenssprache … »

Von Franca Siegfried ‒ 13. April 2022

Sandra Fischer ignoriert die Mitte des Lebens. In USA geboren, absolvierte sie ihre Aus­bildung in der Schweiz. Business, Heirat, drei Kinder, Bilder malen – alles hat Platz und lässt sich organisieren. Seit zwei Jahren managt sie die «Leitung Bildung» in der Schule Uetikon am See.

Sandra Fischer arbeitet in der Schule Uetikon am See und kandidiert neu für die Zolliker Behördenwahl am 15. Mai. (Bild: fs)
Sandra Fischer arbeitet in der Schule Uetikon am See und kandidiert neu für die Zolliker Behördenwahl am 15. Mai. (Bild: fs)

Wer denkt, dass alle Frauen mit drei Kindern und Anfang 50 am Empty-Nest-Syndrom leiden, der liegt falsch. Sandra ­Fischer ist ein gutes Beispiel, wie sich das Leben gestalten lässt, wenn die Kinder erwachsen werden und losziehen. Zugegeben, Sandra Fischer hat ideale Voraussetzungen. Sie ist in einer Familie mit zwei Brüdern aufgewachsen. Der Vater arbeitet als Maschineningenieur in Charlotte, der grössten Stadt im Bundesstaat North Carolina USA. Dort sind sie und ihre Brüder zur Welt gekommen. Als Neunjährige kehrt die Familie in die Schweiz zurück. Das neue Domizil wird Oberengstringen im Limmattal. Die Handelsmittelschule an der Kantonsschule Enge in Zürich vermittelt Berufsausbildung wie auch schulische Bildung. Mit dem Abschluss in der Tasche zieht sie nach Genf in einen US-Konzern der Computerbranche. «Genf war jedoch nicht meine Stadt», erzählt sie. «Werbung interessierte mich.» ­Zumal in ­Zürich in den 1980er Jahren die Werbebranche boomte. Ihre erste Stelle findet sie bei Advico, der heutigen Advico Young & Rubicam, ­danach macht sie sich selbstständig und arbeitet für verschiedene Agenturen. Mit ihrem zukünftigen Ehemann reist sie ein Jahr lang durch die Welt. Zurück in Zürich entdeckt sie eine damals ungewöhnliche Bürogemeinschaft in der Altstadt. «Wir waren fünf Frauen, alle selbstständig mit eigenen Kunden.» Es wird geheiratet, die ersten zwei Kinder kommen auf die Welt. Sandra Fischer organisiert sich – Business und Kinder. «Ich sprach mit den Kindern Schweizerdeutsch als unsere Herzenssprache, Englisch pflegten wir als Kopfsprache.» Die Familie lebt jetzt in einem Haus im Wilhof im Zollikerberg. «Nach der Geburt des zweiten Kindes wollte ich mich vermehrt auf die Familie konzentrieren und habe mir im Haus ein Atelier eingerichtet.» FunArt nennt die Künstlerin ihre Bilder. Ihre Mutter war Modezeichnerin und hatte auch ein Flair für Farben. Sie selbst bevorzugt knallige Farben mit starken Kontrasten – schliesslich ist das Leben bunt. «Aber mich selber vermarkten, darin bin ich nicht gut. Darum habe ich meine Kunst nie ins Internet gestellt.»

Mit ihren drei Kindern, die alle ­Kinderkrankheiten durchleben für ein starkes Immunsystem, findet sie Gefallen an der Gesundheitsförderung. Nach einer Weiterbildung bietet sie Kurse in Bewegungscoaching an: «Ich habe ein grosses Privileg, dass ich drei Kinder habe, die so gute Menschen geworden sind.» Aber was wird folgen? Die Tochter ist noch daheim und studiert Gesundheitswissenschaft an der ETH Zürich. Zurück in die Werbung will Sandra Fischer nicht, der Boom ist vorbei. Da entdeckt sie das Stelleninserat: «Leitung Bildung» für die Schule Uetikon am See. Der Kanton Zürich hat eine neue Hierarchiestufe geschaffen, um die Schulpflege als Milizbehörde zu entlasten. «Die Leitung Bildung ist eine Art Brücke zwischen Schulleitung und Schulbehörde», erklärt Sandra Fischer. «Wir sind ein gutes Team. Schule kann nur im Austausch mit allen Beteiligten den Kindern gerecht werden.» Seit über zwei Jahren ­arbeitet sie vier Tage die Woche in Uetikon am See, hat ein eigenes Büro – mit Seeblick. Der See, das Wasser bedeutet ihr viel, seit sie sich im Ruderclub Küsnacht jede Woche mit Frauen trifft. «Wir rudern zusammen in einem Frauenachter. Manchmal fällt mir das Frühaufstehen schwer. Aber nach der Ausfahrt geht es mir jeweils richtig gut.» Zusammen etwas tun, etwas erreichen, das zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben von Sandra Fischer. Daheim wird das Team zwar immer kleiner, die Tochter schreibt an der Masterarbeit. Treue Freunde auf vier Samtpfoten begleiten sie jedoch, seit sie vier Jahre alt ist. Ihre erste Katze hat sie aus North Carolina nach Oberengstringen mitgenommen – der «Amerikaner» musste mit. Jetzt ist es Kater Newton, der sie abends mit Miauen und Schnurren empfängt. Von Empty-Nest-Syndrom hat Newton noch nie etwas gehört – ihm genügen Streicheleinheiten und ein gefüllter Fressnapf.

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