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Ross rennt, Böögg brennt

Von Ramona Bussien ‒ 28. April 2022

Sechseläuten 2020 sollte seine Feuerprobe sein. Der Zumiker Christian Jaques wurde 2019 zum neuen Reiterchef des Zentral­komitees der Zünfte Zürichs (ZZZ) ernannt. Zweimal kam ihm Corona zuvor. Heuer durfte er sich wieder aufs traditionelle Zürcher Sechseläuten freuen.

Christian Jaques liebt sein Pferd Rosalie. Das Wohl der Pferde liegt ihm am Herzen. (Bild: zvg)

Zwei Jahre hatte Christian Jaques auf diesen Moment gewartet. Das Sechse­läuten, ganz nach alter Zürcher Tradition. Zünfter wie Schaulustige hatten sich lange nach dem Zunft- und Frühjahrsfest gesehnt. So zahlreich die Zünfte durch die Stadt zogen, so zahlreich erschienen die Zuschauer.

Doch kein Sechseläuten ohne Pferde. Christian Jaques liegt vor allem das Pferdewohl am Herzen. Er kennt die Aufgaben dieser Arbeit aus seiner Zeit als Reiterchef der Zunft Witikon. Jetzt sind die Dimensionen etwas grösser: Er ist nun für die 50 Pferde des Kinderumzugs und die rund 380 Tiere des Erwachsenen-Umzugs verantwortlich. Es verlief alles nach Plan. Die Tiere bestritten Umzug wie Umritt mit Bravour. Erst der Böögg sollte manch einen zuversichtlich Wettenden zum Schwitzen bringen. Während die Flammen nur zaghaft höher kletterten, dichter Rauch Scheiterhaufen und Böögg umschlang, ­galoppierten die Pferde mit ihren ­Reitern im Kreis. Zehn Minuten. Zwanzig Minuten. Dreissig Minuten. «Einige Reitergruppen mussten zusätzliche Runden reiten», erzählt Christian Jaques. «Aber, wie ich von vielen Reitern hörte, war das mehr Vergnügen als Strafe!»

Mit dem finalen Knall nach knapp 38 Minuten endete der Einsatz der Pferde fürs Sechseläuten 2022 schliesslich.

Zwei kleine Zwischenfälle gab es, als erst einer, dann ein zweiter Reiter vom Rücken seines Pferds fiel. Doch es geht ihnen gut. Und sämtliche Pferde sind wohlauf. Sie erwartet nun die Heimfahrt – laut Christian Jaques sicherlich auch eine Extraportion Hafer als Dank für ihren grossartigen Einsatz.

Für ihn selbst ist das Sechseläuten noch nicht ganz vorbei. Nachdem 2015 ein Tier auf dem Sechseläutenplatz einen Herzinfarkt erlitten hatte, stand und steht der Traditionsanlass wiederholt in der Kritik von Tierschützern. Christian Jaques betont, dass für ihn und das Komitee das Tierwohl im Vordergrund stehe. Er zeigt sich offen gegenüber Diskussionen und Vorschlägen rund um tierrechtliche Fragen. In den folgenden Tagen setzt er sich mit den Vertreterinnen des Tierschutzes zusammen, um gemeinsam die Eindrücke des diesjährigen Sechseläutens zu besprechen. «Anschliessend freue ich mich auf eine etwas ruhigere Zeit und natürlich auf das Sechseläuten 2023.»

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