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Zollikon plant unauffällig

Von Claudia Eberle-Fröhlich ‒ 5. Mai 2022

2040 werden fast 100’000 Personen mehr in Zürich leben. Prognostiziert Katrin Gügler, Direktorin des Amts für Städteplanung der Stadt Zürich. Sie wohnt in Zollikon. Eingeladen vom Forum 5W referierte sie am 30. April über Strategien der Stadtplanung. Und Zollikon 2040? Darüber wurde anschliessend diskutiert.

Die Stadtentwicklung von Zürich beeinflusst die Entwicklung von Zollikon, zum Referat und Diskussion lud Forum 5W ein. (Bild: cef)

Verändert sich die Stadt Zürich, beeinflusst dies auch die grenznahen Gebiete von Zollikon. Interessant war Katrin Güglers geschichtlicher Exkurs, von der Zeit der Stadtmauer über die Eingemeindungen Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Vision einer radikalen Sanierung der Altstadt in den 1930er Jahren. Um die mangelhaften Gebäude und unhygienischen Zustände zu beheben, kurz, die Stadt zeitgemässen Ansprüchen anzupassen, schlug Architekt Werner M. Moser (1896–1970) vor, die rechtsufrige Altstadt bis auf wenige Gebäude durch Neubauten zu ersetzen. Den brachialen Vorschlag hatte 1933 das Stadtparlament abgelehnt.

Mit der Annahme des kommunalen Richtplans im November 2021 war ein wichtiges Instrument für die Zukunft der Stadt Zürich geschaffen. Katrin Gügler: «Es geht um das rare Gut Fläche, über deren Nutzung frühzeitig nachgedacht werden muss.» Es gehe zudem um eine polyzentrische Entwicklung. Funktionierende Quartiere sind wichtig für die Lebensqualität der Stadt. Wie schnell sich ein Quartier verändern kann, war mit der geänderten Verkehrsführung Achse Bullinger-/Sihlfeld-/Weststrasse zu erleben. Bis 2010 eine der meistbefahrenen Strassenzüge Zürichs, heute belebte Quartierstrassen mit Tempo 30.

Ohne Richtplan, ohne Strategie

Dominique Bühler moderierte die Diskussion über die bauliche Entwicklung Zollikons. Die drei Kandidierenden des Forums 5W standen Red und Antwort: Sandra Fischer (als Gemeinderätin), Regula Harder und Stephan Sintzel (für die Baukommission). Die Kandidierenden waren sich einig: Was Zürich hat, fehlt Zollikon: einen kommunalen Richtplan, eine Strategie. Es gibt die Bau- und Zonenordnung und einen Zonenplan. Beauftragt mit den Planungen sind der Gemeinderat resp. die Baubehörde.

Gemeinderat in der Pflicht

Themen waren die Umfahrung ­ ­Zollikerberg, die Beruhigung der Forchstrasse, die Untertunnelung der Forchbahn – Rückblicke auf mutlose Entscheidungen vor 20 Jahren. Der Durchgangsverkehr im Zollikerberg liege bei etwa 70 Prozent, derjenige der Seestrasse sogar bei über 90 Prozent, informierte Martin Hirs, Gemeinderat und Bauvorstand, der im Publikum sass. Die Gemeinde sei auf gutem Wege mit der Stadt, es werde, ruhig und still, viel erarbeitet. «Die Stadt hat eine andere Vorstellung von Verkehrsplanung als die Gemeinde, sie will keinen Durchgangsverkehr und den Verkehr grundsätzlich nicht noch fördern.»

Für Sandra Fischer ist klar: «Der Gemeinderat ist in der Pflicht, ­Pläne zu erarbeiten – und die Bevölkerung soll sagen, was sie will. Eine Einzelperson hat nicht die Kraft zu verändern, es braucht die Behörden und Parteien, gemeinsam ist mehr möglich.»


Über Grenzen denken

Schade, fehlte in Katrin Güglers Vortrag der Bezug zu Zollikon. Die Schnittstellen und die Zusammenarbeit mit Zollikon hätten interessiert. Umso mehr, als Katrin Gügler in Zollikon wohnt und in Zürich arbeitet.

Schade, war weder Marina Tiefenbrunnen noch der Cluster Lengg (Spitäler) ein Thema, sondern vor allem die Forchstrasse. Dabei gibt es den Austausch mit der Stadt Zürich unter dem Namen «Wachstum plus», den Willen, über Grenzen zu denken.

Ein Letztes: Das Wachstum der Bevölkerung ist nicht per se steigend, wie die Statistik von Zürich und Zollikon sichtbar macht. Einflüsse wie Bodenpreise und jüngst auch Pandemie zeigen, wie schnell eine Prognose sich ins Gegenteil verkehrt.

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