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Durch die Wüste in die Schule

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 3. Juni 2022

«199 kleine Helden» porträtiert weltweit Mädchen und Jungen auf ihrem Schulweg. Nun können wir ihnen auch in Zumikon begegnen.

Eingeladen vom Gemeindeverein kommen der Schauspieler Walter Sittler und seine Frau Filme­macherin Sigrid Klausmann mit «199 kleinen Helden» nach Zumikon. (Bild: zvg)

Herbert Grönemeyer forderte seinerzeit: «Kinder an die Macht». Das wäre vielleicht ein bisschen zu mutig. Aber ein Blick auf unsere Kinder lohnt sich allemal. Wie leben sie? Was macht ihnen Angst? Welche Zukunft erwarten sie? Antworten auf diese Fragen gibt ein aufschlussreiches und berührendes Projekt namens «199 kleine Helden». Ins Leben gerufen hat es vor zehn Jahren Filme­macherin Sigrid Klausmann und Schauspieler Walter Sittler. Das Paar wird am 15. Juni in Zumikon ihre Arbeit samt Buch vorstellen – natürlich auch, um weitere Sponsoren für die Idee zu gewinnen.

Die Zahl 199 ist nicht zufällig gewählt. Es gibt 199 Länder und die Initianten wollen genauso viele Kinder auf ihrem Weg zur Schule vorstellen. Schon jetzt können interaktiv Schüler und Schülerinnen aus der ganzen Welt auf ihrem Schulweg begleitet werden. Auf der Webseite dreht sich der Globus; jeder und jede kann sich «seine» Schülerin, «seinen» Schüler auswählen und taucht mit Fotos, Filmen und Alltagseinblicken in fremde Welten ein.

Der Traum vom Fussballspiel

Da ist zum Beispiel der zwölfjährige Jafer aus dem Irak. Sein Schulweg führt ihn durch die Wüste. Anderthalb Stunden ist er dafür unterwegs – hin und auch wieder zurück. Bevor er zu Hause losgeht, hält seine Mutter den Koran über den Jungen, damit ihm unterwegs nichts passiert. Die Wünsche des Schülers: Frieden, Sicherheit und bei einem Fussballspiel zwischen ­Bayern München und Real Madrid dabei zu sein. Wenn er gross ist, möchte er Polizist werden und ­Terroristen bekämpfen.

Da ist auch der ebenfalls zwölfjährige Yamabuki aus Tokio. Sein Weg zur Schule führt durch die pulsierende Grossstadt, vorbei an Leuchtreklamen, Bars und durch dichten Verkehr. Er mag es nicht, dass sein Vater beruflich oft unterwegs ist, weil ihm seine Familie mit den beiden kleineren Geschwistern so wichtig ist.

Auch die Schweiz ist im Buch «Open your heart» mit 35 porträtierten Kindern vertreten. Der zehnjährige Enjo lebt am Walensee. Sein Schulweg führt ihn jeden Tag per Schiff ans andere Ufer. Trotz seines Alters hat der Schüler klare Haltungen zu Themen wie Umweltzerstörung, Atomkraft und Krieg. Für das Projekt wurde Enjo von Karl Sittler – Bruder des Schauspielers – und Ursula Wirth aus Zumikon begleitet. «Enjo ist unser kleiner Held. Wir kennen die Gegend und können uns gut vorstellen, wie einzigartig die tägliche Fahrt über den Walensee ist, aber auch wie umständlich der Rest des Schulwegs sein kann, vor allem im Winter.»

Gefahren und Möglichkeiten

Neben dem Zumiker Paar gibt es zahlreiche Sponsoren und Unterstützer, die die Umsetzung dieser kühnen Idee zu laufenden Bildern erst möglich machten. Schirmherr der Filmreihe ist Winfried Kretsch­mann, Ministerpräsident von Baden-­Württemberg: «Oft ist der Schulweg der Kinder voller Unsicherheiten und Gefahren. Er ist aber auch voller Möglichkeiten und neuer Erfahrungen.» Er freut sich über die vielfältigen Einblicke und über den Appell für mehr Bildung. Das unterstreicht auch die Schauspielerin ­Senta Berger, ebenfalls Sponsorin des Projekts. «Bedenkt man, dass 263 Millionen Kinder und Jugendliche keinen Zugang zu Bildung ­haben und die meisten von ihnen Mädchen sind, kann man nicht einfach zusehen und das bedauern.» Besonders anschaulich wird dies bei der 12-jährigen Cynthia aus Burundi. Das Mädchen lebt zusammen mit ihrer Tante und ihrem Cousin. Ihre Eltern sind an Malaria gestorben. Der Film schildert ihren Alltag, in dem es kein Frühstück gibt, vielleicht ein Mittagessen in der Schule. Vor der Schule gehen die Kinder des Dorfes zwei Kilometer zur Wasserstelle. Aber Cynthia macht keinen hoffnungslosen Eindruck. Immerhin geht sie zur Schule und möchte später mal Parlamentarierin werden.

Walter Sittler vom Zumiker Gemeindeverein freut sich, im Gemeindesaal nicht nur seinen Bruder wiederzusehen, sondern auch auf viele Gäste, damit das Projekt «199 kleine Helden» weiter gedeihen kann.

Mittwoch, 15. Juni, 19.30 Uhr, Gemeindesaal, Türöffnung um 19 Uhr. Eintritt kostenlos, Kollekte. www.199kleinehelden.org

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