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Dem Frauenschuh nach

Von Ramona Bussien ‒ 10. Juni 2022

Regelmässig versammeln sich Seniorinnen und Senioren zu gemeinsamen Wanderungen. Auch in Zumikon. Anfang Juni ging es nach Bargen, der deutschen Grenze entlang, hin zu den blühenden Wundern des Naturschutzgebiets Tannbüel.

Pensionierung. Auf einmal hat man Zeit. Diese vor ­allem auf der Couch zu verbringen, ist für die Teilnehmer des Zumiker Seniorenwanderns keine Option. Selbst während der Pandemie ­liessen sie sich die Freude an der Bewegung, der Natur und der Gemeinschaft nicht nehmen.

Sonniges Versprechen – kein Gipfeli

Um 7.45 Uhr treffen sich die ersten an der Forchbahnstation. Einige stossen in Waltikon dazu, andere in der Stadt. 21 sind es schliesslich. Weniger als auch schon, stellt Wanderleiter Gerhard Speck fest. «Manchmal sind wir über 30 Leute.»

Während sich in der Forchbahn Schüler und Kindergärtler auf die freien Sitze stürzen, stehen die Senioren stramm. Keine Stunde später sitzt die Gruppe im Zug nach Schaffhausen. Zeit zu plaudern. Oder aus dem Fenster zu schauen, wo sich flache, bewaldete Hügel mit Mohnwiesen, weiten Feldern und Häuserreihen abwechseln. Kurz vor Schaffhausen erhaschen die Aufmerksamen einen Blick auf den Rheinfall. Der wolkenlose Himmel verspricht einen erfreulichen Wandertag – das einzige, was dieses Mal fehle, seien Kaffee und Gipfeli …

Der deutschen Grenze entlang

Von Schaffhausen führt die Busfahrt nach Bargen, der nördlichsten Ortschaft der Schweiz. Wanderkarten werden entfaltet und Rucksäcke geschultert. Unter der prallen Sonne geht es vorbei an Feldern und Magerwiesen. Der Weg steigt an, erster Schweiss glänzt auf Gesichtern. «Das ist ein ganz schöner Stutz», ­findet der eine und die andere. Wer Ablenkung sucht, plaudert mit seinen Leidensgenossen – oder achtet auf das, was am Wegesrand gedeiht. Der Hobby-Botaniker der Gruppe freut sich über einen Ehrenpreis. Auch das Adonisröschen und der Wiesensalbei entgehen ihm nicht.

Ins Naturschutzgebiet Tannbüel

Eineinhalbstunden, abertausende Schritte und angeregte Gespräche später ist die erste Etappe geschafft. Das Mittagessen im Thai-Restaurant kommt mehr als gelegen. Danach rückt endlich das Ziel der Reise näher: das Naturschutzgebiet Tann­büel. Wolken haben sich über Mittag vor die Sonne geschoben. Doch der Anblick von Taubenschwänzchen, Waldvöglein und Frauenschuh ist Belohnung genug. Wohin die Blicke fallen, blühen sie. Rund 20 Orchideenarten gedeihen auf den kalkreichen Böden Tannbüels. Star des Tages sind die «Frauenschüeli»: Jetzt im Juni blühen sie zu Hunderten.

Dann kommt es, wie es kommen muss: Auf die ersten Regentropfen folgen Bindfäden. Die Wandergruppe zieht das Tempo zurück nach ­Bargen an – und bewahrt sich den Humor. «Ich laufe gstabig», witzelt eine Seniorin. «Ich brauche Öl!» Nass sind letztlich alle ein wenig. Und erschöpft. Steinchen werden aus Schuhen geschüttelt. Füsse schmerzen. Sohlen lösen sich ab. Ein erfüllter Wandertag geht zu Ende.

Veranstalter: Ref. Kirche Zumikon, Seniorenwandergruppe Zumikon. Wandertermine: www.ref-zumikon.ch/wandern. Kontakt: Martha Ruh, 044 918 07 93, martha.ruh@bluewin.ch. Teilnehmende leisten einen Beitrag an Organisation und Billette.


Seniorenwandergruppe Zumikon

Früher unter Pro Senectute, findet das Seniorenwandern heute unter der Zumiker Kirchgemeinde statt. Willkommen aber sind alle Wanderfreudigen. Einige haben die 80 überschritten, andere sind wenig jünger. Viele wandern seit Jahren mit. Nicht alle sind gleich fit: Deswegen werden auch einfachere Wanderungen angeboten.

Gerhard Speck leitet die Senioren-­Wanderungen seit 15 Jahren. Ihm zur Seite stehen Martha Ruh, Ruth Hadorn und Vreni Rykart. Aktuell werden neue Wander­leiter und -leiterinnen gesucht.

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