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Sanaspans vor Verkauf, Abstände bleiben

Von Isabelle Wachter ‒ 16. Juni 2022

Die Gemeindeversammlung Zollikon konnte nach zwei Pandemiejahren wieder tradi­tionsgemäss im Gemeindesaal durchgeführt werden. Die 183 Stimmberechtigten stimmten allen vier Geschäften zu. Für Gesprächsstoff sorgte insbesondere die Vorlage zum Entwicklungsprojekt Sanaspans in der Lenzerheide.

Mit Blumen und reichlich Applaus verabschiedet: Bernhard Ecklin (SVP), Martin Hirs (SVP), Urs Fellmann (FDP) und Corinne Hoss-Blatter (FDP). (Bild: cef)

Sascha Ullmann (GLP) eröffnete die Gemeindeversammlung vom 15. Juni pünktlich um 19.45 Uhr. Sie war trotz Sommerwetter gut besucht. Der Gemeindepräsident gab einen Überblick über die vier Geschäfte, wobei jenes über den Neubau des Betreuungshauses Rüterwis von der Traktandenliste gestrichen worden war.

Erfreuliche Jahresergebnisse

Finanzvorsteherin Sylvie Sieger (FDP) präsentierte die Jahresrechnung 2021. 188,2 Millionen Franken Aufwände standen 204,6 Millionen Franken Erträgen gegenüber. Daraus resultierte ein Ertragsüberschuss von 16,4 Millionen Franken. Die Steuererträge liegen trotz Pandemie 11,6 Millionen Franken über dem Budget. So konnte sogar der Steuerfuss von 85 auf 82 Prozent gesenkt werden. Die Jahresrechnung sowie der Geschäftsbericht wurden einstimmig angenommen.

Ähnlich verhielt es sich bei der Jahresrechnung und dem Geschäftsbericht der Netzanstalt Zollikon. Auch sie wurden einstimmig genehmigt. Martin Hirs (SVP) gab in seiner Funktion als Verwaltungsrat der Werke am Zürichsee Aufschluss über die Preisentwicklung von Öl, Gas und Strom. Bis ins Jahr 2041 werde Zollikon einen gesteigerten Bedarf an Strom von bis zu 80 Prozent haben. Solaranlagen seien eine gute Investition und dank dem Eigenverbrauchsmodell der Zürichsee Werke bereits heute sinnvoll.

Sanaspans sorgte für erhitzte Gemüter

Für mehr Diskussionsstoff sorgte das Entwicklungsprojekt Sanaspans, Lenzerheide. Das Ferienheim befindet sich seit über 50 Jahren im Besitz der Gemeinde. Viele Zollikerinnen und Zolliker haben dort bis in die 1990er-Jahre so manches Klassenlager verbracht. Entsprechend emotional waren die Voten gegen den geplanten Verkauf und das Eingehen einer entsprechenden Kaufoption mit dem Bündner Investor Domenig Immobilien AG.

Der Gemeinderat hatte viel Zeit in die Evaluation von Lösungen für das in die Jahre gekommene Ferienheim investiert, denn aus wirtschaftlicher Sicht mache ein weiterer Betrieb keinen Sinn. Mittelfristig würden Sanierungskosten von rund 4 Millionen Franken für die Steuerzahler anfallen. Eine Machbarkeitsstudie in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Vaz/Obervaz hat ergeben, dass ein Vier- oder Fünf-Sterne-Hotel positive Auswirkungen auf die touristische Entwicklung in der Region hätte. Der Vorschlag des Gemeinderats: Verkauf von 14 000 Quadratmetern zum Preis von 505 Franken pro Quadratmeter an die Domenig Immobilien AG mit vorangehender Entwicklung des Hotelprojekts auf eigenes Risiko.

14 Votanten meldeten sich zu Wort. Darunter vor allem Vertreter des Gemeindevereins Forum 5W, das die Nein-Parole gegen das Geschäft gefasst hatte. So gab Jürgen Schütt zu bedenken, dass die Gemeinde eine Trouvaille in einer attraktiven Tourismusregion verliere. Zollikon unterstütze mit dem geplanten Verkauf eine Strukturveränderung zum Schlechten. Sascha Ullmann entgegnete: «Es ist der ausdrückliche politische Wille der Gemeinde Vaz/Obervaz, ein Hotel zu bauen. Zollikon sollte nicht über die Köpfe der lokalen Bevölkerung hinweg entscheiden.» Dieser Meinung schliessen sich auch Lisa Meyerhans, Präsidentin FDP Zollikon, und Thomas Gugler, Präsident SVP Zollikon, an und betonten die Wichtigkeit des Projekts für die lokale Entwicklung. Regula Harder und Thomas Winkler äusserten sich kritisch zur Domenig Immobilien AG als Investor und plädierten für die Ausschreibung eines Bieterwettbewerbs. Sascha Ullmann gab zu bedenken, dass die Vazer Stimmberechtigten den Investor akzeptieren müssten. Auch hinsichtlich Umweltschutz meldeten sich mehrere Votanten. So wurde insbesondere die Verbauung von Landwirtschaftszonen kritisiert. Die Diskussion dauerte über eine Stunde, bis ein Stimmbürger deren Beendigung forderte. Fazit: Die Stimmberechtigten lehnten den Rückweisungsantrag ab und nahmen das Geschäft an.

Keine grösseren Grenzabstände in Kernzonen

Fritz Wolf hatte eine Einzelinitiative eingereicht, mit der er verlangte, dass die Grenzabstände von Parzellen in Kernzonen vergrössert werden. Konkret: Bei Neubauten in Kernzonen sollen gegenüber angrenzenden Bauzonen der Grenzabstand von 3,50 auf 6 oder 7 Meter und der Gebäudeabstand von 9,50/10,50 auf 12/14 Meter vergrössert werden. Sowohl im Dorf als auch im Zollikerberg grenzen Kernzonen an Bauzonen mit niedrigerer Baudichte – auch Fritz Wolfs eigene Liegenschaft. Daher waren bei diesem Geschäft von Beginn an Partikularinteressen mit dabei. Der Initiant betonte zwar, dies sei nicht der Fall. Dennoch wurde das Geschäft aufgrund zu grosser Rechtsunsicherheiten abgelehnt.

Zum Schluss wurden die Gemeinderäte Urs Fellmann, Martin Hirs, Bernhard Ecklin und Schulpräsidentin Corinne Hoss-Blatter mit Blumen und unter Applaus verabschiedet. Nach dieser intensiven Versammlung tauschten sich die Anwesenden beim Apéro im ungezwungenen Rahmen weiter aus.

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