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Artgenossen

Von Ramona Bussien ‒ 4. August 2022

Wie weit entfernt sind die Eidgenossen von den Artgenossen? Jeder kennt das Bild sich lausender Schimpansen. Dieses «Grooming» ist Massage, Körper- und Beziehungspflege zugleich. Das ranghöhere Tier wirkt gestresst? Zeit, sich mit einer kleinen Aufmerksamkeit einzuschmeicheln. Als Schimpansin habe ich die Wahl zwischen dem Neuen und Cousin Tom? Tom teilt mehr Genmaterial mit mir. Die Natur hat vorgesehen, dass wir das eigene Genmaterial fördern. Nach dem Nachwuchs also die nächsten Verwandten. Mit Schimpansin Anne hatte ich kürzlich Streit? Schade, dann lause ich doch mal den Neuen. Vielleicht entwickelt sich eine Freundschaft. Ausserdem: Wie du mir, so ich dir. Was auf den ersten Blick selbstlos scheint, ist verhaltensbiologisch Selbstzentriertheit. Ohne Hintergedanken nähert sich der Schimpanse seinen Artgenossen selten an. Mit Schimpansen teilen wir immerhin 98,7 Prozent des Erbguts. So haben auch wir ein komplexes ­Sozialverhalten entwickelt. Selbst ein Eigenbrötler kommt dann und wann mit Menschen zusammen. Sei es zur 1.-August-Feier, zum Lachen, zum Trauern, zum Lernen. Vereinsamung macht krank. Wir haben das Glück, einander nicht lausen zu müssen, um unseren «Sozial-Tank» wieder aufzufüllen.

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