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Nur Geld fliesst nicht

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 6. Oktober 2022

Die Zahl der Blutspenden steigt wieder – auch in Zumikon.

Wenn um eine Spende gebeten wird, geht es meist um Geld. Doch noch etwas anderes sollte gespendet werden: Blut. Bis heute ist es nicht gelungen, künstlich Blut herzustellen. Bei Unfällen, zur Behandlung von Krebs, Leukämie oder bei Operationen braucht es aber Blut. Vier von fünf Menschen benötigen mindestens einmal in ihrem Leben Blut oder ein Medikament, das aus Blutprodukten hergestellt wurde. Das entspricht 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung. Dem gegenüber stehen nur 2,5 Prozent der Bevölkerung, die regelmässig Blut spenden. Das belegt eine Studie von Blutspende SRK, der Dachorganisation der ­regionalen Blutspendedienste. Ein klares Ungleichgewicht. Umso mehr freuten sich die Zumiker ­Samariter rund 50 Blutspender und -spenderinnen im Gemeinschaftszentrum begrüssen zu können. «Die Zahlen vor Corona waren bedenklich tief», erklärt Ärztin Brigitte Doldt, die sich ebenfalls bei den ­Samaritern engagiert. «Doch während der Pandemie haben wieder mehr Menschen gespendet. Vielleicht weil sie die Zeit hatten, vielleicht aber auch, um etwas Gutes zu tun in der schweren Zeit.»

Detaillierter Fragebogen

Für den Spendetermin ist eine enorme Infrastruktur notwendig. Im Kaminzimmer werden die Spender registriert und müssen einen umfangreichen Fragebogen ausfüllen. Vor allem der medizinische Bereich ist detailliert. Da geht es um Herkunft, Impfungen, Hormongaben oder auch rezeptfreie Medikamente. «Wir müssen die Spender vor sich selber schützen und zum Beispiel abklären, ob sie vielleicht gerade eine grössere Operation hinter sich haben. Wir müssen aber auch die Empfänger schützen, die in einer sensiblen Situation sind», führt Brigitte Doldt weiter aus. Helferin Brigitte Schenker führt die Spendenden in einen Nebenraum. Hier werden Puls und Blutdruck gemessen. Von dort geht es in den Kirchgemeindesaal. Zwölf Liegen sind aufgebaut. Hier liegt zum Beispiel Walter Rüegsegger. Seit seinem 18. Lebensjahr geht er zwei Mal im Jahr zur Blutspende. Zwei Plätze weiter liegt ein Erstspender. Seine Tochter hat gerade unten im Gemeindesaal Probe für eine Ballettaufführung. Da nutzt er die Wartezeit, um etwas Gutes zu tun. Rund ein halber Liter Blut fliesst in den Beutel, ehe er ganz langsam wieder aufstehen darf. Zur Belohnung gibt es Sandwiches, Schokoriegel und Getränke. Geld fliesst – im Gegensatz zu anderen Ländern – aus berechtigten Gründen nicht.

Es gibt einen Grundsatzentscheid von Blutspende SRK Schweiz, dass es für das Blutspenden in der Schweiz kein Geld gibt. Als zentrale Massnahme zum Schutz von Spender und Empfänger. Niemand dürfe seine Gesundheit für Geld aufs Spiel setzen. Es sollte aus altruistischen Gründen geschehen. Das entnommene Blut wird zunächst auf Infektionskrankheiten und auf Antikörper gegen fremde Blutgruppenmerk­male getestet. Dann wird es entweder zu einem Konzentrat mit roten Blutkörperchen verarbeitet oder zu einem Plasma.

Nicht nur in Zumikon haben die Spenderzahlen seit der Pandemie zugenommen. Schweizweit steigt die Bereitschaft, sich «anzapfen» zu lassen. Daher gibt es mittlerweile die Möglichkeit, im Internet Termine zu buchen. «Ich will ja, aber ich habe einfach keine Zeit», gilt also nicht mehr.

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