Von Ramona Bussien ‒ 6. Oktober 2022
Nach sieben langen Jahren fand er endlich wieder statt: der Bring- und Holtag auf dem Parkplatz der Zolliker Allmend.
Peter Ackermann ist das Schmuddelwetter gewohnt. «Das Wetter findet draussen statt», meint der Helfer aus dem Chilbiverein und Vereinskartell, das den Anlass organisiert hat. Er zuckt mit den Achseln und schmunzelt. Seit acht Uhr können Zollikerinnen und Zolliker, natürlich auch Auswärtige, ihre Haushaltsgeräte, Deko-Gegenstände, Bücher oder Tonwaren bringen, die sie nicht mehr brauchen. Auf dem Tisch vor Peter Ackermann wird alles überprüft. Sind die Teller ganz? Hat die Tasse einen Sprung? Stehen die Stühle auf vier oder drei Beinen? Funktioniert die Elektrik? Was nicht passt, muss wieder mitgenommen werden – den Rest verteilen die freiwilligen Helferinnen und Helfer auf den übrigen Tischen.
Wie schon beim Clean-Up-Day vom 17. September kommen auch am Bring- und Holtag zahlreiche Mitglieder verschiedenster Vereine zusammen. Vom Vereinskartell übers Frauenturnen, die Pfadi Morgestärn, den Altfpadiverband und den Tourenclub bis zu den Bogenschützen helfen sie alle beim Auf- und Abbau, der Entgegennahme und Begutachtung der Ware, beim Verpacken und Mitnehmen und ab 14 Uhr beim Entsorgen liegengebliebener Ware. Währenddessen lockt die Festwirtschaft der Feuerwehr mit dem unverwechselbaren Duft nach Bratwurst, und ihr Verkehrsdienst regelt den Verkehr.
Gegen 10 Uhr wächst das Gedränge um die Tische. Wer noch keinen Blick auf die Auswahl werfen kann, schlüpft trotzdem unters Dach, um den hartnäckigen Regentropfen zu entgehen. «Anfangs war nicht viel los», erzählt Alexander Spaar, Präsident vom Vereinskartell. Plötzlich aber füllt sich der Regenschatten unter dem Garagendach mit Gross und Klein. Teller und Porzellantassen werden begutachtet, Keramiken und Körbe gedreht, untersucht, zur Seite geschoben oder an die Brust gedrückt und mitgetragen. Stühle und Hocker werden probegesessen. Alte Lexika und nigelnagelneu anmutende Krimis aufgeschlagen, umgeblättert, eingepackt oder zurückgelegt. Ob zeitlose Romane, Kochbücher für Leckermäuler, vergilbte Bestimmungsbücher oder alte Duden; manch ein Buch findet einen neuen Besitzer. Freilich, das Handbuch für Windows 95 dürfte tatsächlich ein paar Jährchen zu spät kommen.
Ein Knabe zieht stolz seine jüngste Errungenschaft hinter sich her: einen lilafarbenen Schlitten! Andernorts erinnern Skier an die kalte Jahreszeit und dass man vielleicht noch ein Paar brauchen könnte. Und wer noch immer ohne Velohelm fährt, kann sich jetzt mit der Adoption eines verwaisten etwas Gutes tun. Etwas skeptisch gibt sich eine Besucherin ob der Kinderpuzzles: «Die muss man ja erst zusammensetzen, um zu wissen, ob sie vollständig sind!» Aber dieser Herausforderung scheint sie gewachsen.
Der eine legt Ware nieder, der nächste nimmt sie mit: Der Hocker ist ebenso schnell weg wie das blaue Körbchen und die Gummistiefel. Andere Gegenstände liegen auch kurz nach 12 Uhr noch auf den Tischen. Zum Beispiel das Plüschpferdchen. Vielleicht erbarmt sich seiner bis 14 Uhr doch noch jemand. Wenn nicht, werden es die Helferinnen und Helfer zusammen mit den restlichen, übrig gebliebenen Gegenständen in einem der Container entsorgen. Zumindest hatten die Waren die Chance auf ein verlängertes Dasein. Und vielleicht landet das eine oder andere auch im Chramschopf.
Das Vereinskartell blickt nach monatelanger Planungsphase zufrieden auf den Bring- und Holtag zurück. Nicht viel ist liegen geblieben. Das garstige Wetter zwang das Kartell dazu, den Anlass etwas versteckt unter dem Garagendach durchzuführen; dadurch blieb insbesondere die Laufkundschaft aus. Dafür hatte man sich auch nicht mit den Profis, die für ihren eigenen Trödelladen Jagd auf Waren machen, herumzuschlagen. Die Sterne für einen Bring- und Holtag 2023 stehen gut. Alexander Spaar und das Vereinskartell danken allen Vereinen, die mitgeholfen und sowohl den Clean-Up-Day als auch den Bring- und Holtag ermöglicht haben.
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