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Klein, aber fein

Von Ramona Bussien ‒ 27. Oktober 2022

Die diesjährige Herbstausstellung im Gerensaal lockte mit einer kunterbunten Vielfalt an Selbstgemachtem.

Holziges und Wollenes, Gläsernes und Gebranntes, Papierenes und Abgelichtetes, Gemaltes, in Feinarbeit Ausgeschnittenes … Auch Rosmarie ­Hergers Gebackenes durfte an diesem trüben Herbstnachmittag des 21. Oktobers nicht fehlen. Während dreier Tage zeigten Ausstellerinnen und Aussteller ihre kleineren und grösseren Kunstwerke im Gerensaal und brachten das eine und andere Stück an den Mann, die Frau.

Neu dabei waren dieses Jahr Michaela Wally und Brigitte Sutter mit farbenprächtigen Bildern, die zum Fantasieren einluden. Acrylic Pouring nennt sich die Technik aus den USA. Experimentell, zufällig, überraschend: Anstelle mit dem Pinsel nach Formen zu suchen oder selbige zu kreieren, giessen die Künstlerinnen die Acrylfarben direkt auf die Leinwand. Anschliessend lassen sie die Farben in verschiedene Richtungen und ineinander fliessen – beispielsweise, indem sie den Malgrund bewegen. Mal akzeptieren sie das Ergebnis, mal versuchen sie es erneut. So unterschiedlich die Kreationen sind, so unterschiedlich interpretieren Betrachterinnen und Betrachter die Bilder. «Kinder haben viel Freude daran, alle sehen etwas anderes darin.» Ein Arzt habe in einem gar einen Uterus erkannt. Bisweilen erzählen die Bilder wohl mehr über den Betrachter, seinen Hintergrund, seine Gemütsverfassung als über die Künstlerinnen.

Weniger zufällig entstehen Hanny Schaals Scherenschnitte. Ob Blumenarrangements und hoppelnde ­Hasen oder märchenhaft illustrierte Geschichten: Zwischen den Spiel- und Postkarten, Leporellos, Teelichtern und Geschenktaschen waren Drucke wie Originale zu entdecken. Bevor sich Hanny Schaal mit der Silhouettenschere an die filigrane Handarbeit macht, zeichnet sie die Motive vor. Insbesondere Schriften benötigen Vorarbeit – und Denkarbeit, das Ergebnis nämlich ist spiegelverkehrt.

Mit Zufall und Planung zugleich arbeitet Ency Blattner. Während sie bei ihrer Keramik im Vorfeld weiss, wohin sie möchte, hat sie mit ihren Glasarbeiten etwas Neues versucht. Anstelle nach genauer Vorstellung zu modellieren, setzt sie ihre Glasengel und -vögel aus zufällig entstandenen Glasscherben zusammen. Wie ein kleines Mysterium, das es erst aufzudecken gilt: «Man muss sich den Gegebenheiten anpassen.» Nicht alles kontrollieren zu können, das passende Stück aus der Masse zu finden, das reizt Ency Blattner.

Bei Peter Ackermanns Fotografien dreht sich alles um den perfekten Augenblick. Der Schmetterling, der seine Flügel öffnet. Das Kälbchen, das den Kopf zur Kamera schwenkt. Der Schnee, der sich auf dem vielleicht letzten Laubblatt des Baumes abgesetzt hat und mit der Schwerkraft kokettiert. Nebst den Naturfotografien weihnachtet es bei Peter Ackermann auch schon. So erinnern Schneelandschaften und hell erleuchtete Weihnachtsbäume an die besinnliche Zeit des Jahres. Und wer bereits ein Weihnachts­geschenk sucht, findet womöglich unter seinen Schmuckstücken eine reizende Überraschung.

Wohin der Blick während der Ausstellungstage auch fiel: Zu entdecken gab es allerhand, und gefühlt immer etwas Neues. Da lohnte sich auch ein zweiter und dritter Blick auf Barbara Frutschis Strickmützen und Pulswärmer, auf Regula ­Häberlins Häkeltiere, Babymützen und -söckchen – und auf Janine Reifts Holzarbeiten. Die Ausstellenden sind zuversichtlich, dass die kleine, aber feine Herbstausstellung nächstes Jahr in den Gerensaal zurückkehren wird – vielleicht oder sehr wahrscheinlich mit neuen Gesichtern und Ideen.

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